Murnau-Filmpreis: Der Bielefelder Oscar ist umgezogen

 

„Bielefelder Oscar“ an Friedrich-Wilhelm-Murnau Stiftung übergeben 

 

Der Bielefelder Friedrich Wilhelm Murnau-Filmpreis hat in Wiesbaden seine neue Heimat gefunden. Der Verein „Gesellschaft zur Verleihung des Bielefelder Friedrich Wilhelm Murnau-Filmpreises“ übertrug die Ausrichtung an die Wiesbadener Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung. Nachdem der Preis seit 1988 zu internationaler Bedeutung herangewachsenen ist, löst sich die Gesellschaft nach getaner Arbeit nun auf. Bielefelder Streitbörger-Partner hatten den Filmpreis gemeinsam mit der Volksbank Bielefeld-Gütersloh eG getragen.

 

Der Bielefelder Friedrich Wilhelm Murnau-Filmpreis trug neben dem weltbekannten Stummfilmregisseur und Oscar-Preisträger (1888-1931) auch dessen Geburtsstadt im Namen. So würdigte der Preis elf Mal seit 1988 herausragende Filmregisseure und war damit eine feste Größe im Bielefelder Kulturleben.

 

Die bisher preisgebende Gesellschaft aus Bielefeld hat am 23. August die Trägerschaft feierlich an die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung aus Wiesbaden weitergegeben. Dr. Matthias Rose, Partner der Kanzlei und Mitglied des Vorstands der Gesellschaft zur Verleihung des Bielefelder Friedrich Wilhelm Murnau-Filmpreises, überreichte die Skulptur „Die Sinnende“ symbolisch an den Vorstand der Stiftung, Christiane von Wahlert. Die Bronzeplastik, von der Bielefelder Künstlerin Nina Koch 1993 für den Filmpreis geschaffen, ist als der „Bielefelder Oscar“ bekannt geworden.

 

Schauplatz der Vertragsunterzeichnung und Übergabe der Bronzeplastik in Bielefeld war das neue Museum Murnau & Massolle-Forum der Stiftung Tri-Ergon Filmwerk, das im Januar dieses Jahres eröffnet hat.

 

Bielefelder Streitbörger-Partner förderten gemeinsam mit der Volksbank Bielefeld-Gütersloh eG den zuletzt mit 10.000 Euro ausgestatteten Preis sechs Mal, von 2014 bis 2019. Zusätzlich trugen die Förderer die Sachkosten der Ausrichtung und brachten auch in größerem Umfang ihre Freizeit ein: für den Filmpreis und damit für die Kultur in Bielefeld.

 

Die bisherigen Träger sehen ihre Aufgabe erfüllt, den „Bielefelder Oscar“ international aufzustellen. Die Gesellschaft zur Verleihung des Bielefelder Friedrich Wilhelm Murnau-Filmpreises löst sich mit der Übergabe an die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung auf.

 

Dr. Matthias Rose erklärte zum Wechsel der Trägerschaft: „Wir Anwälte von der Kanzlei Streitbörger leben und arbeiten in Bielefeld und haben deshalb sehr gern, gemeinsam mit der hier ebenfalls ansässigen Volksbank Bielefeld-Gütersloh eG, die Stadt im Licht Friedrich Wilhelm Murnaus strahlen lassen.“

 

Ausschlaggebend für den Wechsel sei, „dass die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung sehr viel größere Möglichkeiten hat, den inzwischen international stark beachteten Preis seiner Bedeutung angemessen weiterzuentwickeln.“ Die Gesellschaft sei „stolz auf das Geleistete“, sehe die Trägerschaft angesichts der zukünftigen Aufgaben nun „in den noch besseren Händen“. Rose weiter: „Wir fühlen uns geehrt, dass die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung den Filmpreis weiterentwickelt.“ Der Umzug nach Wiesbaden komme aber mit einem Wehmutstropfen: „Wir bedauern schon, dass der Preis nunmehr andernorts vergeben und daher Bielefeld nicht mehr in seinem Namen führen wird.“

 

„Wir freuen uns, den Friedrich Wilhelm Murnau-Filmpreis aus Bielefeld übertragen zu bekommen und bedanken uns dafür sehr herzlich“, so Christiane von Wahlert. „Wir sind dabei, Ideen zur Fortführung zu entwickeln und werden uns nach geeigneten Partnern umschauen. Der Förderverein der Stiftung Freunde und Förderer des deutschen Filmerbes e. V. freut sich über diese besondere Erbschaft.“ Von Wahlert überreichte auf der Übergabefeier Dr. Matthias Rose und dessen Vorstandskollegin Christiane Heuwinkel die Ehrenmitgliedschaft im Förderverein. Damit bleiben die bisherigen Ausrichter dem Preis prägend verbunden.

 

Im Jahr 1988, zum 100. Geburtstag des als Friedrich Wilhelm Plumpe geborenen Friedrich Wilhelm Murnau erstmals vergeben, ging der Bielefelder Friedrich Wilhelm Murnau-Filmpreis zunächst an Eric Rohmer, Wim Wenders, Henri Alekan, Herbert Achternbusch, Jacques Rivette und Werner Herzog. Nach einer Pause ermöglichten die Bielefelder Partner der Kanzlei Streitbörger im Jahr 2010 einen Neustart, der kurz darauf gemeinsam mit der Volksbank Bielefeld-Gütersloh eG fortgesetzt wurde. Erste Empfänger des erneut vergebenen Preises waren die Kamerafrau und Filmemacherin Elfi Mikesch sowie der Film- und Opernregisseur Werner Schroeter. Im Jahr 2012 ging die Auszeichnung an den finnischen Regisseur Aki Kaurismäki, 2014 erhielt sie die belgische Filmemacherin Chantal Akerman. Zehnter Preisträger war 2017 der Filmregisseur Christian Petzold. Mit der Argentinierin Lucrezia Martel wurde 2019 erstmals eine nicht-europäische Filmemacherin ausgezeichnet.

 

Dem Werk aller Preisträger gemeinsam ist, dass sie sich vom stilprägenden, gattungsübergreifenden Werk Wilhelm Friedrich Murnaus inspirieren ließen, das zeitlose Filmklassiker wie Nosferatu, Der letzte Mann und Tabu umfasst. Murnaus Weg führte von Bielefeld über Babelsberg bis nach Hollywood.

 

 

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